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Vantastic Lukas: Unverhofft kommt oft

Vantastic Lukas: Unverhofft kommt oft | Hammer Tackle

Unverhofft kommt oft

Nachdem Alice und ich uns vom See in der Extremadura verabschiedeten, steuerten wir langsam in Richtung Flughafen in Madrid. Eine Woche begleitete sie mich bei meinem Angeltrip und meiner Reise im Inland. Auf dem Weg machten wir noch einen nächtlichen Stop an einem idyllischen Fluss, um dann am nächsten Tag den restlichen Weg nach Madrid aufzunehmen. Auf dem Weg zum Flughafen traten jedoch einige unverhoffte Komplikationen auf, die den weiteren Plan etwas durcheinanderwarfen. Als das Navi wegen eines Unfalls die Ankunftszeit immer weiter in Richtung Abflugs Zeit korrigierte, wurden wir schon etwas unruhig. Ich trat ordentlich aufs Gas, um noch im Zeitfenster zu bleiben. Als mich dann aber zwei Polizisten mit ihren Motorrädern von der Autobahn herunter lotsten, gaben wir die Hoffnung, den Flug zu erwischen schon fast auf. Grund des Polizeistopps war ein fehlendes Hinweisschild, welches ich an meinem Fahrradträger montieren müsste. Ich zahlte schnell die Geldbuße, um weiter Richtung Flughafen zu düsen. Irgendwann gaben wir die letzte Hoffnung auf und mussten einsehen, dass Alice den Flug nicht bekommen würde.

Nun hieß es also Planänderung.

Planänderung

Da sich Alice ohnehin krank fühlte, entschied sie, noch ein paar Tage länger zu bleiben und etwas später abzufliegen. Da ich wegen der hohen Spritpreise unnötiges herumkutschieren vermeiden wollte, entschied ich mich gegen meinen ursprünglichen Plan, wieder zurück in die Extremadura zu steuern. Schließlich müsste ich Alice wenige Tage später erneut zum Flughafen nach Madrid fahren.
Stattdessen suchte ich mir auf der Karte einen See heraus, der nicht allzu weit von Madrid entfernt war. Der Wetterbericht für die nächsten Tage sah grausig aus: Tagestemperaturen um die 10 Grad, dazu Regen und Wind. Zu diesem Zeitpunkt bekam ich die Meldung von herrlichstem Frühlingswetter in Deutschland. Na Klasse, aber was soll’s wir mussten das Beste draus machen!

Der malerische Gebirgssee

Auf dem Weg zum anvisierten See füllten wir noch den Proviant und betankten den Diesel- und Wassertank vom Van. Die Landschaft um Madrid war schöner als ich es erwartete und so manövrierte ich wenig später mein Gefährt den felsigen Abhang Richtung Seeufer herunter. Vor uns lag ein glasklarer, türkisfarbener See umgeben von einer wunderschönen Bergsilhouette. Gegen diese malerische Kulisse war der vorher befischte Orellana nur langweilig und kahl. Mal wieder ein Zeichen für mich, wie sehr man sich von der Gier nach großen Fischen und dem Hype um spezielle Gewässer lenken lässt. Meist zu Lasten des eigenen Entdeckergeistes, der eigenen Freiheit und der Schönheit der Natur. „Wer setzt sich schon gerne an ein riesiges, neues Gewässer an dem weit und breit kein Angler zu sehen ist, ohne Informationen ob dort überhaupt ein Karpfen herumschwimmt“. Stattdessen setzt man sich lieber reih an reih mit anderen verkopften Anglern an ein weniger schönes Gewässer, um sich bestenfalls noch mit seinen Angelkollegen anzufeinden, weil man einen dickeren Fisch gefangen hat als der andere. Auch ich kann mich davon nicht frei machen, merke aber wie sich mein Fokus in den letzten Jahren immer mehr verschoben hat und ich mehr „Entdecker“ als „Big-Fish Hunter“ geworden bin.

Barben Eldorado

In diesem Fall hatte ich jedoch die Information, dass sich im See keine wirklich großen aber dafür einige sehr hübsche Spiegler befinden würden. Schnell holte ich mein Boot vom Autodach und fuhr eine erste Runde mit dem Echolot über den See. Das Ufer war in unserem Bereich steinig mit stark abfallenden Kanten. Es war also klar, dass ich meine Spots in Ufernähe suchte. Die Sichttiefe von etwa vier Metern verhalf mir den ersten Spot für meine Rute in einem krautfreien Bereich zu finden. Die beiden anderen Montagen legte ich tiefer- zwischen 8 und 10 Meter. Die Wassertemperatur von 10 Grad war fast 5 Grad kälter als am Orellana daher vermutete ich die Fische deutlich tiefer. Sowieso vermittelte mir der See einen eher geringen Fischbestand und nicht den idealen Lebensraum für Karpfen. Mit geringen Erwartungen legte ich die Ruten auf die Spots in der Bucht, die sich neben uns befand. Direkt in der ersten Nacht, bekam ich einen Dauerton, der mich aus dem Tiefschlaf riss. Ich drillte den Fisch vom Ufer und kescherte kurze Zeit später einen Schuppi. Ein paar Stunden später aber noch in der Dunkelheit biss auf einer anderen Rute eine Barbe. Der See entpuppte sich in den folgenden drei Tagen als echtes Barben- Eldorado. Eine Situation, die mich an die Stauseen in Portugal erinnerte, in denen ich enorm viel Barben als Beifang hatte. Manche von ihnen waren Kapital und legten Runs hin, die verwechselbar mit dem eines Karpfens waren. Neben etlichen Barben konnte ich zwei weitere Karpfen fangen. Unter ihnen einer der markant beschuppten Spiegler, über den ich echt glücklich war.
Nach drei Tagen packten wir zusammen, um den Flieger in Madrid diesmal in jedem Fall zu erwischen.

Allein geht die Reise weiter

Von dort an ging meine Reise allein weiter. Ein ungewohntes Gefühl, nachdem ich den kompletten Winter in permanenter Gesellschaft von anderen reisenden war. Etwas Ruhe und Zeit für mich war jedoch schon längst überfällig, um unter anderem mal wieder der Arbeit am Laptop nachzugehen. Während ich am Ufer eines großen glasklaren Tagebaus kurz vor den spanischen Pyrenäen parke, nutze ich die Zeit, mal wieder in die Tasten zu hauen und einen Blog zu schreiben.

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