Für den November habe ich mir es bei dieser Kolumne einfach gemacht. Ich habe aus Zeitmangel erst im Nachhinein, Anfang Dezember, geschrieben und kann deswegen die Erfahrungen der letzten Wochen frisch und direkt vom Wasser mit einfließen lassen.
Der November ist nämlich kein ganz einfacher Monat fürs Karpfenangeln und auch der Grund, warum einige Karpfenangler ihr Tackle zu früh für den Winter wegpacken. Verantwortlich dafür sind die schnell sinkenden Wassertemperaturen, die in Deutschland Mitte November wieder einstellig werden. Das kann in kalten Phasen sehr schnell gehen und bei Kälte und Wind verliert ein Gewässer im November mehrere Grad Wassertemperatur pro Woche. Das zeigt sich sofort in geringerer Aktivität, nachlassendem Stoffwechsel und natürlich auch Nahrungsaufnahme. Wohl dem der dann einen gut unterhaltenen Futterplatz und die Futtermenge richtig „runterdosiert“ hat. Jetzt darf auch ruhig mit etwas kleineren Boilies gefüttert und die Boilies auch gecrusht werden. Es beginnt die Zeit der Pellets und des Dosenmais. Und doch: Auf einmal geht nichts mehr. Das ist meistens Mitte November. Dazu ist es ungemütlich feucht und kalt und viele der weniger hart gesottenen Boys motten ihr Zeug ein.
Aber halt! Die letzte Novemberwoche ist ein Bigfish Zeitfenster! Denn mit einer gewissen Regelmäßigkeit kommt dann noch einmal ein mildes Sturmtief, bei dem die größten Karpfen des Sees ordentlich reinhauen. Als Belohnung für die Ausdauernden präsentieren sich die Biggies dann meistens schon mit Toppgewicht und Topp-Look.
Dieses Jahr war das allerdings in vielen Gewässern leider nicht der Fall. Aus welchem Grund auch immer: den Karpfen fehlte selbst im November noch der winterlich pralle Bauch. Ich durfte zum Beispiel einen großen Rogner Spiegler, den ich Ende September schon einmal gefangen hatte, zwei Monate später wieder auf meine Matte hieven. Sie hatte in dieser Zeit gerade einmal 500 Gramm zugenommen. Auch wenn ich nicht wirklich auf einen Wiederfang aus war, so hoffte ich doch insgeheim, dass ich sie bei einem Wiedersehen mit pralleren Kurven begrüßen durfte und ihr eventuell sogar die 30kg bescheinigen könnte. Pustekuchen! So wurden es eben nur ein paar schnelle Schnappschüsse alleine nachts im Regen mit dem Gefühl im Nachhinein, dass ich sie besser gleich wieder schwimmen hätte lassen sollen. Der Versuch mit dem 100 mm Objektiv und dem im Wasser stehenden Stativ, ohne die Motivation die Fotos nach dem Knipsen auch zu begutachten, ging nämlich ziemlich in die Hose und der 56er sah aus wie eine Fritte, irgendwo am Bildrand und ihre wahre Schönheit kam überhaupt nicht zum Ausdruck. Dachte ich zumindest die Tage danach. Aber genug jetzt von dieser Anekdote.
Vom Angeln her hat sich im November meistens noch nicht so viel geändert im Vergleich zum Oktober. Die Angeltiefe bleibt im unteren Drittel des Gewässers, der Bereich darf gern noch windexponiert sein, nur der Bodenuntergrund – so schien es mir dieses Jahr – sollte nicht mehr unbedingt der schwarze und stinkende Schlamm sein. Es lief bei nur geringfügig geringerer Wassertiefe auf lehmig-schlammigen Boden besser.
Ein heißer Tipp für Bagger- und Stauseen sind Krautfelder, die jetzt langsam absterben oder sich Richtung Winter auf den Gewässergrund legen (wie z.B. im Fall des Hornblatts). Sie sind voller Nahrung - vor allem Schnecken, Krebse und Muscheln – und die Karpfen können sich jetzt in dem immer lichter und lockerer werdenden Kraut ordentlich den Bauch vollschlagen. Man suche das dichteste Krautfeld im See, lege die Rute mit einem PVA Sack direkt darin ab und man kann sich schon bald über einen Biss freuen. Oder so ähnlich.
Nicht zu vergessen: In Frankreich und Spanien haben wir im November perfekte Wassertemperaturen um die 14 Grad und man kann den Oktober in Deutschland durch einen Trip noch um ein paar Wochen verlängern. Einziges Manko: Man braucht in Deutschland jemand, der einem den Futterplatz weiter unterhält oder man läuft Gefahr, die heiße letzte Novemberwoche nicht voll auskosten zu können.
Petri,
Euer Alex
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