Seit ich Angler bin, befinde ich mich ständig auf der Suche für neue Möglichkeiten für Spaß. Hierfür brauche ich ein Ziel und Herausforderungen – ich will neue Gefühle erschaffen, neue Wege gehen, um meine beinahe krankhafte Angel-Abenteuerlust zu befriedigen.
In den vergangenen Jahren hatte ich die verschiedensten Ziele, die große Herausforderungen mit sich brachten. Lange war es das Fliegenfischen in Form von nationalen und internationalen Wettbewerben, so lange zumindest, bis Lust und Spaß daran verblassten.
Insgesamt fehlten mir hierbei jedoch das Entdecken und Abenteuer. Denn obwohl ich viele Länder und Gewässer durch die verschiedenen Wettbewerbe kennenlernte: Alles war stets geplant, die Strecken wurden ausgelost und es ging im Grunde immer nur darum, in der gegebenen Zeit das Beste aus dem Los zu machen. Lange machten mir der technische Aspekt und die Prämisse der Anpassung für die größtmögliche Effektivität unheimlich Spaß und ich lebte nur noch hierfür. Als sich aber mit der Zeit die Langeweile einschlich, wurde das Karpfenangeln für mich interessanter. Hier galt es, zu suchen, zu entdecken – so fand ich das Abenteuer in der Angelei wieder.
Gleichzeitig reiften dennoch Pläne, die das Fliegenfischen betrafen, in mir. Konkret ging es dabei um das Fliegenfischen in Neuseeland. Als ich diesen Plan in die Tat umsetzte, kam ich mir in den ersten Wochen zunächst klein, verloren und planlos vor, inmitten der ganzen Berge und tausenden Flüsse. Aber genau dieses Gefühl ist es, das ich bei der Angelei liebe! Es gibt mir die Energie, die Motivation, die Lust, mich in meiner Angelei zu verlieren, all mein Tun dafür zu investieren.
Jetzt, ein paar Jahre später, hatte ich genau das gleiche Gefühl wieder, als ich mit meinem guten Freund Nico das Rheindelta in Holland wieder entdeckte. An diesem herrlichen Junimorgen, noch vor der Morgendämmerung, öffnete sich nach einer kurzen Bootsfahrt das Schleusentor der Volkerak. Mit der aufgehenden Sonne fragten wir uns zunächst, wo wir anfangen sollten. Ob die Hechte wohl noch flacher im Kraut standen oder wir wohl schon tiefer entlang der Kanten suchen sollten? Wo waren die Weißfische gerade? Wir waren zugegebenermaßen ziemlich planlos in Anbetracht der riesigen Wasserfläche.
Langsam wurde es hell und da war diese Mischung aus wilder Natur, riesiger Wasserstraße und Feldern mit Windrändern – noch bevor wir angefangen hatten zu angeln, wusste ich bereits, dass dies hier genau mein Ding war. Die Stimmung war perfekt, genau wie in Neuseeland ein paar Jahre zuvor.
Allzu sehr ins Detail zur Angelei dort möchte ich gar nicht gehen, weil mir dazu schlicht die Erfahrung fehlt. Aber wir hatten satte acht Tage vor uns und wie bei jedem neuen Gewässer tasteten wir uns erst einmal langsam an die Sache heran. An den ersten beiden Tagen probierten wir sehr viele verschiedene Bereiche aus, wir kartografierten eine Menge Wasserfläche mit dem Echolot und suchten parallel nach den Weißfischen.
So gelang es uns auch relativ schnell, ein paar relevante Punkte abzuspeichern. Die meisten Weißfische waren relativ dicht vorm Ufer im Kraut, die Brassen befanden sich aktuell mitten im Laichgeschäft und klar: die Hechte waren genau dort. So verlief die Woche wie im Flug und war wunderschön. Nur der Wind machte uns an manchen Tagen das Angeln ein bisschen schwerer, denn auf einer derart großen Wasserfläche kann es im Boot schnell ungemütlich werden.
In der gesamten Zeit schafften wir es, knapp 45 Hechte zu landen. Und auch wenn keine der ganz großen Brocken dabei waren, so waren wir dennoch hochzufrieden. Jeden Tag verliebte ich mich ein bisschen mehr in diese Ecke und wollte noch mehr davon entdecken. Es ist einfach eines der Gewässer, an die man am liebsten direkt umziehen möchte, um jede Minute dort zu verbringen, denn die Möglichkeiten haben dort scheinbar kein Ende.
Das Ende unseres Trips war gekommen und uns beiden war klar, dass wir zurückmussten. So wurde direkt für Anfang September ein neuer Trip dorthin geplant.
Als wir zurückkamen, fühlten wir uns sehr schnell wieder planlos, denn alles war anders. Was im Juni gestimmt hatte, war jetzt falsch, wir mussten alles wieder auf Anfang setzen. Das Angeln war im Allgemeinen härter, die Weißfische waren überall und nirgends – und damit natürlich auch die Hechte. Es war einfach zu bitter, denn gerade als wir anfingen, nach mehreren Tagen wieder ein Gefühl für das Gewässer zu entwickeln, mussten wir schon wieder nachhause. Aber so ist es nun einmal, wenn man in so kurzer Zeit einen derartigen Riesen befischt. Meine Liebe ist hierdurch jedoch nur noch mehr gewachsen und ich kann es kaum erwarten, in diesem Jahr etwas mehr Zeit dort zu verbringen.
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