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Guido Richard: In der Ferne werden Erinnerungen wieder lebendig (1)

Guido Richard: In der Ferne werden Erinnerungen wieder lebendig (1)

Januar 2024, Flughafen Dubai:

Etwas weniger als vier Jahre ist es her, als ich Neuseeland knapp vor dem Corona-Wahnsinn verlassen habe. Jeden Winter musste ich seitdem an meine Freunde dort denken, an alle Forellen, die gerade steigen, um sich eine riesige Zikade zu schnappen. An die Ruhe und das herrliche Wetter dort, während es in Europa ungemütlich kalt ist.

Sieben Stunden der Reise habe ich schon geschafft, 30 habe ich noch vor mir. Irgendwie fühlt es sich so an, als läge das letzte Mal nur wenige Wochen zurück, dabei sind es schon vier Jahre. Was in der Zwischenzeit passiert ist? Lange Winter, viele Reisen zum Fliegenfischen in Europa, Corona-Lockdown, und aus diesem Grund viel zu viel Karpfenangeln … zum Glück geht es jetzt wieder nach Neuseeland! Aber von diesem ganzen Karpfenangeln erzähle ich euch jetzt, denn darum geht es ja hier. 

Juli 2021, bei mir zu Hause:

Nach einer Woche Raubfischangeln in Holland und einem erfüllten Frühling voller Karpfen hätte meine Motivation für noch mehr Karpfenangeln eigentlich bei null sein sollen. Aber das regnerische Wetter, der konstante Tiefdruck und das ganze Hochwasser brachten mich schnell erneut ans Wasser. Ich fing an, ein ruhiges Hafenbecken zu befüttern, von dem ich vermutete, dass dort die Karpfen etwas Schutz und Ruhe vor dem Hochwasser suchten. Ich brachte dreimal drei Kilo Boilies ins Wasser, mit je zwei Tagen Pause zwischen jeder Fütterung. Beim anschließenden, ersten Versuch fing ich dann auch direkt drei kleine Schuppenkarpfen und einen etwas größeren mit einer riesigen Schwanzflosse, der gefühlt wie kein anderer Fisch kämpfte. 

Das Hochwasser stieg mächtig in den nächsten Tagen, aber ich fütterte trotzdem weiter, mit einem guten Gefühl für den nächsten Versuch. Als ich am späten Nachmittag am Platz ankam, regnete es wieder, der Luftdruck war besonders tief und die Mücken waren schon extrem aggressiv. Schnell lagen die Ruten, mit jeweils einer Handvoll Boilies, im Wasser – das Warten konnte beginnen. Ein kurzes Warten, denn als ich, aufmerksam geworden durch einen einzelnen Pieper, zur Rute schaute, sah ich, wie zwei Sekunden später der Swinger langsam hochkam und die Rute sich brachial nach rechts bog. Einmal auf Kontakt, zog der Fisch kraftvoll die Spundwand entlang; es war erstmal nicht möglich, ihn hochzubekommen. Erst durch eine Menge Druck gelang es mir später, ihn ins Netz zu führen, wo ich den großen Spiegler dann das erste Mal in Augenschein nehmen konnte. Der Fisch wurde eingesackt und mein Kumpel Tarik angefunkt, der eine Stunde später mit Einbruch der Dunkelheit und Vorfreude auf den Fang ankam. Wir begutachteten den Fisch, der zwar noch leer und dünn, aber unglaublich hoch, kompakt und wirklich schwer zu halten war. Nicht nur das Gewicht von 25,5kg ließ uns Strahlen, sondern auch der Umstand, dass hier auf zehn Schuppis maximal ein Spiegler kommt. 

Die restliche Nacht fischten wir gemeinsam mit meinen zwei Ruten und konnten so noch weitere vier Fische landen.

In den nächsten Wochen wurde es mit bis zu 35 Grad sehr heiß und so war meine Motivation fürs Karpfenangeln erstmal wieder verflogen.

Wichtige Randnotiz für die weitere Story: Dieser Fisch biss genau zwei Tage nach Neumond in einem großen Hafenbecken-System, das mit mehreren Gewässern verbunden ist. Ich denke, manche Fische schwimmen je nach Saison oder auch Laune dort hinein, andere verweilen dauerhaft im Gewässer. Auf alle Fälle ist es unmöglich, eine Übersicht des Bestandes zu haben.

Freut euch schon bald auf Teil 2,
Euer Guido Richard

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