Januar 2024, Neuseeland:
Vor knapp einer Woche bin ich in Christchurch gelandet. Driss wartete dort schon auf mich mit meinem kleinen Allrad-Campervan, der mein Zuhause für die zwei nächsten Monate sein wird. Weniger als 24 Stunden später, nach einer kurzen Nacht bei Driss und einer langen Autofahrt auf unendlich langen Schotterpisten, wanderte ich mit schwerem Rucksack über einen kleinen Pass in das verträumte Tal, wo mein Neuseeland-Angelabenteuer anfangen sollte. Es fühlte sich an, als wäre ich nie weg gewesen und die erste Angelwoche war besser, als ich es mir je hätte erträumen können. Driss, Nico und ich fingen jeder mehrere sehr große Fische bis 4,5 kg, was in Neuseeland die Trophy-Fish-Marke ist. Ehrlich gesagt, war es auch sehr ermüdend für mich aufgrund der zwölf Stunden Zeitunterschied, der starken Sonne und den knapp 100 km zu Fuß durch Berg, Wald und Fluss mit dem schweren Rucksack. 30 km zu Fuß kann ein ganz normaler Angeltag in Neuseeland sein, wenn man keinen Hubschrauber benutzt. Gestern Abend habe ich mein Zuhause mit vier Rädern an einem See geparkt, heute Morgen war ich baden und werde den Tag nutzen, um mich auszuruhen und meine Sachen für den nächsten Angeltrip vorzubereiten.
Oktober 2021, bei mir zu Hause:
Seit Mitte September fütterte ich einen Bereich am selben Gewässer, wo ich im Sommer den großen Spiegler fangen konnte. Ich warf, wie schon zuvor, jeden zweiten Tag drei Kilo Baits am Fuß der Kante in die Fahrrinne. Die Baits verteilte ich hierbei mit der Futterschaufel auf einer Fläche von der Größe eines Tennisplatzes. Angeln ging ich ungefähr alle zehn Tage, zwei Nächte hatte ich mittlerweile bereits mit Erfolg gefischt.
An diesem Abend begleitete mich Raph für die Nacht. Wir fischten gemeinsam Run auf Run mit drei Ruten, mehr Ruten waren meiner Meinung nach in dieser Situation kontraproduktiv.
Der erste Biss kam knapp nach Sonnenuntergang und Raph konnte einen kleinen Fisch fangen. Schon kurz darauf war ich an der Reihe, was mir einen kleinen, kampfstarken Spiegler bescherte.
Beim dritten Biss dann, knapp eine Stunde später, war wieder Raph am Zug – und der Fisch zog die Rute mal so richtig auf Spannung. Langsam zog er seine Bahnen und schwamm sich mehrfach in Krautfeldern fest, ehe wir die massiven Ausmaße im Schein der Kopflampe an der Steinpackung ausmachen konnten. Nach erfolgreichem Einnetzen und beim ersten näheren Blick in den Kescher dann das große Staunen… dieser Fisch kam mir bekannt vor.
Tatsächlich gab es auf der Matte Gewissheit: Es war derselbe Spiegler, den ich im August einige Kilometer weiter weg hatte fangen können; diesmal sah er jedoch vollgefressen und wesentlich bulliger aus. Die Wage bestätigte unsere Vermutung und ich freute mich mit Raph über seinen neuen PB von 29,9 kg. Diesem besonderen Fisch bei bester Kondition im Herbst zu begegnen war einfach grandios! Auch diesmal hatte er wieder knapp nach Neumond gebissen und ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass es sich um einen Fisch handeln muss, der ganzjährig in diesem Gewässerbereich lebt. Noch am selben Abend schmiedete ich Pläne, ihn erneut zu fangen – noch später im Herbst, wenn er gewiss die 30 Kilo Marke knacken würde. Die Idee klingt vielleicht verrückt angesichts der beachtlichen Wasserfläche, die er sein Zuhause nennt, aber der Plan, Fische im späten Herbst mit Topgewichten zu fangen, war mir hier schon mehrfach gelungen und dieser hier gehörte ja nun offenbar zu den „Locals“.
Freut euch schon bald auf Teil 3,
Euer Guido Richard
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