Hallo lieber Leser! Nein, es ist nicht Jakob, der gerade zu euch spricht. Ich bin es, der alte, rote Opel. Ihr wundert euch bestimmt, warum ich mich zu Wort melde. Nun, ich wollte die Gelegenheit nutzen, um kurz meinen Unmut über den jungen Rasta zu äußern. Es war ja schon anstrengend genug, dass er mich die letzten Jahre über unzählige Feldwege, durch Bäche und quer durch den Wald gejagt hat. Und das nur, um Karpfen zu fangen die noch nicht mal gut schmecken! Überlegt euch das mal. Mich alten Pensionär, derart auszunutzen. Schließlich bin ich bereits 30 Jahre alt. Was eine Unverschämtheit !! Und jetzt meint er ernsthaft ich fände es klasse, wenn er dauerhaft in mir wohnen würde. Ja, kein Witz! Er ist tatsächlich aus dem Studentenwohnheim ausgezogen, um mir sieben Tage die Woche auf den Keks zu gehen. Ein Bett hat er sich in mir gebaut, einen Tisch und diese klapprige Küche war ja eh schon da. Hat dieser Freak denn keine anderen Ansprüche? Nun, ehrlicher weiße bin ich ja schon ein bisschen Stolz darauf. Er schwärmt ja soo viel von mir und vertraut meinem klapprigen Motor ungemein. Würde er nur die Musik nicht immer so laut aufdrehen beim Fahren.
Oh, entschuldigt bitte das Geplapper meines Opels. Aber der Gute hat tatsächlich Recht, mit dem was er sagt. Vor ungefähr einem Monat packte ich meine sieben Sachen im Studentenwohnheim und verlagerte alles Notwendige in den Opel. Was ich dabei vorhatte? Nun, es fehlt mir aktuell nicht an Zeit und Freiheit, warum also die Situation nicht nutzen, um vollends ins den Gypsie Lifestyle einzutauchen. Um es kurz zusammen zu fassen: Ich wohne aktuell für einige Zeit dauerhaft in meinem Opel. Und das soll auch das Leitthema dieses Blogs sein: Es ist das Tagebuch eines Vagabunden.
Hit the Road
Der Entschluss, den Opel als meine Wohnstätte zu nutzen kam natürlich nicht von ungefähr. Einige Reisen und unzählige Kilometer haben wir zwei schon hinter uns. Bis vor kurzem hatte ich jedoch ein Zimmer im Studentenwohnheim, also einen festen Wohnort wie wohl fast Jeder, der das hier ließt. Doch wohnte ich nur zur Untermiete und musste Ende April das Zimmer räumen. Es wäre ein Leichtes gewesen, in ein anderes Zimmer zu ziehen, schließlich hatte ich dort viele Freunde gewonnen und viele gute Stunden verbracht. Zeitgleich versetzte Covid-19 fast die gesamte Welt in einen Stillstand. Für mich bedeutete das, dass ich meine Tätigkeit als Wettkampftrainer vorübergehend auf Eis legen musste, da die Kletterhalle schloss. Meine Wochen waren zunehmend leer, es gab keine festen Termine oder To-Dos, um einen gesunden Rhythmus beizubehalten.
Als wäre das nicht genug, kam die dreijährige Beziehung mit meiner damaligen Freundin zu einem Ende. Ein Umstand, der mir das Leben nicht gerade leicht machte und für viele graue Tage sorgte. Karlsruhe kam mir fortan kalt und leer vor, alles erinnerte an Sie und wirklich etwas zu entdecken, gab es für mich auch nicht mehr. Meine Stunden in dieser Stadt waren definitiv gezählt. Für mich gab es nur die Flucht nach vorne. Zuerst reiste ich einige Tage quer durch Deutschland, um wieder einen klaren Kopf zu gewinnen. Darüber gibt es auch bald etwas im CHM zu lesen. Es war eine packende Zeit und zeigte mir, wie ich die kommenden Monate verbringen wollte.
Zurück in Karlsruhe, begann ich sofort meinen Opel weiter auszubauen. Ein Bett, welches ich auch als Couch gegen den Beifahrersitz klappen kann, war das erste Projekt. Schnell folgte ein kleiner Tisch für den Laptop oder eine Kaffeetasse. Eine Küche und Essenskiste hatte ich bereits letztes Jahr eingebaut, zudem eine ordentliche Beleuchtung an der Decke. In einigen HammerDashs sortierte ich genau meine Kleidung, die Photoausrüstung und den Laptop. Wenn ich für längere Zeit im Auto wohnen würde, muss ich auch in der Lage sein, alles vom Auto aus zu erledigen. Zudem entschloss ich mich mein Fahrrad einzupacken. Damit würde ich weitaus mobiler sein und könnte auch ohne Auto große Strecken und Gebiete erkunden. Doch auch für simple Angelegenheiten, wie Einkaufen, ist es nicht von Nöten durch nervigen Verkehr zu gurken und unnütz Sprit zu verbrauchen.
Der Rest war ein Selbstläufer. Angelsachen reduzieren, Trainingsmaterial nicht vergessen und mir Gedanken machen, wie ich am besten ein gutes System für die ganze Ausrüstung entwickeln könnte. Natürlich packte ich auch eine Spinnrute ein denn ich habe definitiv eine Schwäche für frisch gefangene Barsche am Wasser.
Young, wild and unruly
Als alles bereit war, fühlte auch ich mich absolut „ready to go“. Die ersten Tage verbrachte ich zusammen mit Alex. Auch er hat einen ausgebauten Van. Sofort war ich etwas neidisch auf den vielen Platz in seinem Gefährt. Über die kommenden Tage befischten wir zwei große Flüsse, besuchten Freunde und ließen uns treiben. Doch davon soll er an gegebener Stelle selbst berichten. Als sich unsere Wege wieder trennten, ging es für mich fast sofort weiter nach Holland, meinem aktuellen Aufenthaltsort. Bereits sieben Tage treibe ich mein Unwesen an den Kanälen und Flüssen der Gegend und schlage mich mit laichenden Karpfen herum.
Das ist jedoch Thema für den nächsten Blog. Bleibt gespannt und folgt hier ab sofort wöchentlich den Geschehnissen des „Rodlifes“.
Euer Jakob Mehltretter
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