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Vantastic Lukas: Düstere Tage

Vantastic Lukas: Düstere Tage | Hammer Tackle

Ein neues Abenteuer

Clemens und ich befanden uns am späten Nachmittag mit unseren beladenen Booten auf Kurs Richtung einer mit Wurzeln übersäten Landspitze. Durch den niedrigen Wasserstand hatte ich Probleme mich auf dem See zu orientieren- den ich so nicht kannte. Ein komisches Gefühl, auf den Plätzen seine Ruten aufzubauen, die im Vollstau sonst beangelte Futterplätze waren.

Nach kurzer Übersetzfahrt entschieden wir uns zügig für eine im Windschatten gelegenen Spitze einer Insel, die großzügigen Raum für zwei Angler bot. Außerdem hatten wir einen sagenhaften Ausblick auf das bergige Umland.

Kurz nachdem wir unser Camp hergerichtet hatten, setzte ein starker Regen ein der die ganze Nacht anhielt. Wir beschlossen die Ruten erst am nächsten Morgen zu legen. Eine gute Entscheidung, so konnten wir bei aufgehender Sonne auf dem spiegelglatten See in Ruhe die Ruten legen.

Überraschendes Chaos

Nach einer ruhigen ersten Nacht, kündigte eine meiner Ruten im Morgengrauen die erste Brassenaktion an. “Ein undankbarer Wecker” dachte ich. Noch während ich mit dem Abhaken des Plagegeistes beschäftigt war, setzte ein starker Regen, gefolgt von einem schlagartig aufkommenden Wind. Ich wurde im Affenzahn auf meine beangelte gegenüberliegende Landzunge gedrückt- keine Chance die Rute neu abzulegen. Ich sicherte mein Boot auf der Landspitze und flüchtete in den etwas entfernten Wald. Dort wollte ich die “Husche” abwarten.

Der Himmel zog sich immer weiter zu und der Wind nahm an Fahrt auf. Ich sah wie Clemens auf der anderen Uferseite durch den Regen rannte und meine Abwesenheit registrierte um kurze Zeit später in sein Boot zu steigen und mich zu suchen. “Keine gute Idee” dachte ich mir – geschützt aus meinem Waldunterschlupf beobachtend. Also rannte ich auf die stürmische Spitze um mich mit Handzeichen fuchtelnd, bemerkbar zu machen und ihn zum um drehen zu bringen, bevor er aus dem Windschatten unserer Landzunge mit seinem Faltboot auf den tosenden See gezogen würde. Er registrierte meine Lebenszeichen und drehte mit Mühe und Not den Kahn um wieder Richtung Camp zu fahren. Nach einer halben Stunde war ich in den triefenden Klamotten so durchgefroren, dass ich entschloss irgendwie zurück zum Camp zu fahren. Der Himmel wurde immer grauer und machte nicht den Anschein auf Besserung. Ich schöpfte das vollgelaufene Boot leer und brachte es in Startposition. Der E- Motor hatte ordentlich zu tun, bis ich irgendwann den Windschatten unserer Insel erreichte.

Als ich mich mit trockenen Klamotten in Clemens beheiztes Zelt geflüchtet hatte, wollte ich wissen wie es bei Lukas und Christina aussah- einem angelnden Pärchen auf der anderen Seite unserer Insel. Wir hatten sie vor etwa zwei Wochen an einem anderen See getroffen und standen seitdem in Kontakt. Nach meiner Nachricht ob bei ihnen alles gut ist, bekam ich ein unschönes Bild:

Der Wind zeigt positive Wirkung

Kurz darauf stand mein Namensvetter Lukas klitschnass von unserem Zelt. Seine Stimmung war- anders als erwartet, nicht ganz so mies wie vermutet. Er hatte bevor das Drama seinen Lauf nahm, einen guten Fisch gefangen. Wir liefen zu ihm um uns über die Verwüstung einen Überblick zu verschaffen und den Fisch abzulichten. Eine kleine Entschädigung für das entstandene Chaos.

Im Laufe des Tages als der Wind immer noch mit hohen Geschwindigkeiten an unserer Landspitze vorbei Pfiff, meldete sich zwischen all den vereinzelten “Windpiepsern” eine Rute von Clemens mit einigen aufeinander folgenden Tönen, die kurze Zeit später in einen Dauerton übergingen. Er stieg ins Boot und bekam die volle Kraft des Windes zu spüren. Ein Kampf mit Fisch und den Naturgewalten. Ich saß derweil im beheizten Zelt und beobachtete das Spektakel mit dem Fernglas: “Wie ein spannender Actionfilm” – nur Live und etwas in Sorge um Clemens. Zum Glück ging alles Gut und Clemens kam triumphierend mit einem echten Giganten zurück ans Land. Wir lichteten den Fisch sofort ab und waren mehr als zufrieden.

Die Kehrtwende

So vielversprechend wie es anfing, blieb es leider nicht. Ich konnte in den nachfolgenden Tagen noch einen schönen Spiegler fangen. Außer einigen Satzkarpfen passierte die meiste Zeit gar nichts. Das Wetter wurde immer unangenehmer: Es regnete die meiste Zeit, stürmte und die Tagestemperaturen fielen in den einstelligen Bereich. Eine Kombination die irgendwann an die Substanz ging und meine Stimmung immer tiefer sinken ließ. Alleine hätte ich mich schon längst in wärmere Regionen verzogen. Aber der Umstand zu zweit die unangenehme Zeit zu überbrücken machte es noch etwas erträglicher und ließ mich ausharren. In der Hoffnung noch einen guten Fisch abgreifen zu können.

Rückwirkend betrachtet ist es schon verrückt was für Strapazen und Widrigkeiten man sich aussetzt, nur um sein Ego durch einen Fisch zu besänftigen.

Es geht noch schlimmer

Nach sieben Tagen hatte ich genug. und plante die Weiterreise in eine angenehmere Gegend. Es regnete die meiste Zeit, der Wasserstand stieg rasant an und der Boden wurde zu einer Schlammwüste. Ich hatte meinen Plan noch nicht wirklich ausgesprochen, als mir am frühen Morgen ein netter einheimischer die Nachricht überbrachte: An meinem Auto sei letzte Nacht die Seitenscheibe eingeschlagen wurden.

Der nächste Schlag in die Magengegend. Er bot direkt seine Hilfe an und ich konnte mein Auto vorerst bei ihm Zuhause abstellen. Ich kümmerte mich mit der Hilfe meines französischen Freundes Sebastien direkt um die Beschaffung einer neuen Scheibe. Jedoch war das Wochenende mit einem nachfolgenden Feiertag im Anmarsch und so wurde daraus keine schnelle Nummer. Frühester Termin nächsten Dienstag- wir hatten gerademal Freitag. Solange wollte ich eigentlich nicht mehr in dieser Region bleiben, ich brauchte dringend besseres Wetter…

Die nächste Fehlentscheidung

An eine neue Scheibe war also so schnell kein rankommen. Also planten wir die Zeit bis zum Dienstag aufgrund der Wartezeit am See zu bleiben. Ein Spotwechsel auf eine sehr kleine Insel sollte uns neue Motivation geben. Von dort konnten wir einen flachen, im Wind gelegenen Gewässerbereich befischen, in dem ich einen Tag vorher einen guten Fisch springen sah. Der Wind drückte dort seit Tagen in eine kleine Bucht und trübte das türkisfarbene Wasser zu einer braunen Brühe.

Mit den ersten Schritten durch den schlammigen Boden der neuen Stelle, bereute ich die Entscheidung, unsere Landzunge im Windschatten mit großer Wiesenfläche gegen eine verschlammte, voll im Wind gelegenen Miniinsel eingetauscht zu haben. Der Schlamm war lehmartig und der Klumpen an den Schuhen wurde mit jedem Schritt größer.

Ich ärgerte mich, wieso wir wegen eines einzigen springenden Fisches solche Bedingungen in Kauf nahmen. Wir erhofften uns natürlich noch den “Super-GAU” und eine Session die sich nochmal zum Guten wenden würde. Das Gegenteil passierte: Ich war gefühlt mit meinen Nerven am Ende, hatte keinen Bock mehr und wollte einfach nur noch Weg.

Vom Weg abgekommen

Es fühlte sich an als wäre ich von meinem Weg abgekommen, meinen Instinkt und mein Bauchgefühl verloren und gegen die Fischgier eingetauscht. Nach der ersten Nacht am neuen Spot, in der der Regen und der Wind wieder unermüdlich auf das Zelt einprasselten, setzte ich diesem Zustand am Morgen ein Ende. Ich packte nach einem Kaffee endgültig mein Tackle zusammen und verstaute es halbwegs trocken in mein Auto, mit provisorisch zugeklebter Scheibe. Ich hatte keinen Plan was ich machen würde ich wollte einfach nur so schnell es geht in eine sonnigere Region. Clemens packte nach kurzem überlegen ebenfalls ein. Wir begaben uns beide auf getrennten Wegen in sonnigere Gefilde….

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