Ein spontanes Treffen
Drei Tage verweilte ich an einem See am Fuße der spanischen Pyrenäen. Die Gegend war einmalig, direkt hinter meinem Stellplatz, befand sich ein altes verlassenes Dorf. Laut Recherche mussten 1960 die letzten Einwohner ihre Behausungen wegen der Entstehung des Stausees zurücklassen und somit ihre Häuser dem Verfall überlassen. Es war ein cooler, aber zeitgleich auch ein trauriger Anblick.
In den drei Tagen, die ich am See verbrachte, warf ich zwar zwei Ruten direkt an die Uferkante aber großen Erfolg erhoffte ich mir damit nicht. Der See machte so gar nicht den Anschein hier mal auf die schnelle einen Karpfen überlisten zu können. Spontan entschied ich mich, die nicht mehr weit entfernte Grenze nach Frankreich zu überqueren, um meinen Freund Alex an einem Gewässer im Süden einen Besuch abzustatten. Das Wetter für die nächsten Tage sah nicht sonderlich gut aus und so machte es ohnehin keinen Sinn noch länger in den Pyrenäen zu bleiben. Da Alex und ich uns eigentlich schon deutlich früher in Spanien treffen wollten, war ich umso erfreuter, dass wir doch noch ein paar gemeinsame Tage zusammen fischen konnten.
Endlich angekommen
Nach achtstündiger Fahrt kam ich im Dunkeln endlich am See an. Nach herzlicher Begrüßung und kurzem Schnack, ging es für mich zeitnah ins Bett. Alex war die Nacht über noch mit drillen und dem Ablichten von Fischen beschäftigt. Seit dem Tag meiner Ankunft lief es bei ihm nach längerer Durststrecke am See ziemlich gut. Meine Ruten legte ich erst am Morgen in aller Ruhe an die nahe gelegenen Krautfelder, in denen es vor Fisch nur so wimmelte. Optimistisch, ebenfalls den ein oder anderen Karpfen zu fangen, sah es nach den fünf Tagen doch etwas anders aus:
Am ersten Tag konnte ich einen der zahlreichen Welse fangen, die sich in den vor mir liegenden Krautfeldern in Massen sammelten. Sie hatten durch die vielen Weißfische, die sich im Kraut zum Laichen versammelten, ein reichlich gedecktes Buffet. Ein sehenswertes Spektakel, was leider nicht zugunsten meiner Angelei verlief: Die Welse schwammen unentwegt durch meine Schnüre, die durch die Krautfelder verliefen, hinter denen ich angelte. Ständige Fehlalarme durch Schnurschwimmer der Extraklasse und verzogene Montagen waren die Folge.
Den einzigen vermeintlichen Karpfen verlor ich, während eines Drill’s der etwas anderen Art, bei dem mein Vorfach riss:
Eigentlich wollte ich nur meine Rute kontrollieren. Wie immer zupfte ich dabei beherzt mit der Rute die geflochtene Schnur aus dem Kraut, die in diesem Fall an irgendeiner Stelle riss. In aller Ruhe knüpfte ich zügig eine neue Montage auf dem Boot zusammen, um anschließend das abgerissene Ende mit meinem „Suchdrilling“ aufzusammeln. Als ich am Spot ankam, wunderte ich mich, wieso mein Marker plötzlich untertauchte. Schnell reagierte ich und sammelte ihn auf, als er wieder an die Oberfläche kam. Meine gerade abgerissene Schnur hatte sich im Marker verfangen- mit Fisch. Nach kurzem Drill an freier Leine passierte das oben geschriebene: das Vorfach riss. Frustriert ruderte ich an Land und berichtete Alex vom eben geschehenem.
Nach dieser Aktion hatte ich außer den ständigen Schnurschwimmern keine weitere Fischaktion mehr. Derweil drillte sich Alex einige Meter weiter die Finger wund. Ich freute mich, dass es für Alex der zu dieser Zeit schon mehrere Wochen am See fischte, nun zu diesen Sternstunden kam. Für mich zählte in diesem Moment die Zusammenkunft mehr, als das Fische fangen und so war ich völlig d’accord mit meiner fischlosen Situation.
Zusammenkunft im Süden
Als am 01. April der von uns befischte Bereich für einen Monat als Laich und Schutzgebiet geschlossen wurde, packten wir die Sachen und zogen weiter. Ein sehr passender Moment, denn das Wetter schlug in der letzten Nacht schlagartig mit einem heftigen Temperatursturz und eiskaltem Nord-West Wind um.
Gemeinsam wollten wir uns an einem anderen See im Süden, mit Alex‘ Freund Matija und dessen Family treffen, um ein paar entspannte Tage am See zu verbringen ohne die Intention zu Fischen. Für mich gab es außerdem ein paar elektronische Probleme am Van von Matija zu beheben, wobei ich ihm glücklicherweise helfen konnte.
Als Alex nach vier Tagen den Heimweg nach Deutschland antrat, war ich mir noch uneinig, wie es für mich weiter gehen sollte. In Deutschland war es mir noch zu kalt, um ebenfalls die bevorstehende Heimreise anzutreten. Der Wetterbericht für die aktuelle Region sagte in den nächsten Tagen Sonne, steigende Temperaturen und Wind voraus.
„Ich bleib noch ein bisschen“
Mich überkam eine Motivation, noch etwas am See zu bleiben, um die guten Bedingungen zum Angeln zu nutzen. Ich wusste, dass der See einen geringen Fischbestand hatte und nicht einfach zu befischen war. Trotzdem hatte ich durch die Wettervorhersage ein gutes Gefühl. Ich suchte mir einen Bereich, auf den der Wind in den nächsten Tagen treffen sollte. Der Platz, an dem ich mich niederließ, war paradiesisch und lud zum Verweilen ein. Mit dem Boot suchte ich vier Spots im glasklaren, türkisenen Wasser. Mit der Polbrille erkannte ich zwischen dem Bodenkraut immer wieder krautfreie Stellen, in denen ich die Ruten platzierte. Die ersten drei Tage, in denen der Wind noch auf sich warten ließ, machten mir zahlreiche Döbel und Alande das Leben schwer. Sie raubten mir förmlich den Schlaf – die Köder konnten scheinbar nicht groß genug sein, damit die Plagegeister halt vor ihnen machten.
Nicht schon wieder!
In der vierten Nacht setzte der erhoffte Wind ein und mit dem Wind meldete sich in der Frühe eine meiner Ruten mit einem Biss, der diesmal nicht auf einen Döbel deutete. Ich lief zur Rute und versuchte wegen des Windes den Fisch vom Ufer zu drillen. Nach kurzem Kontakt riss meine Schnur in einer der Wurzeln, die sich am Grund befanden. Nicht schon wieder!! Ich schmiss die Rute auf den Boden und rannte fluchend zum Boot. Langsam kämpfte ich mich rudernd gegen die Wellen in Richtung Spot. „Das konnte nicht wahr sein, da habe ich den ersehnten Run und mir reißt erneut die Hauptschnur“. Ich wollte mir den Fisch auf keinen Fall durch die „Maschen“ gehen lassen- und alles Mögliche versuchen. Mit dem Boot am Spot angekommen, schmiss ich meinen Suchdrilling über Bord und ruderte mit ihm im schlepp quer über den Platz, an dem ich meine gerissene Schnur noch vermutete. Schon beim ersten Wurf fing ich meine Schlagschnur ein. YES!! Immer wieder ruderte ich mit der Schnur in der Hand über die Wurzel, um die Schnur zu lösen. Plötzlich hatte ich direkten Kontakt zum Fisch unter mir. Zügig davon treibend, drillte ich den Fisch an der freien Leine, mit der Gewissheit diesmal keinen Döbel gehakt zu haben. Kurz vor meinem Camp, schaffte ich es, den hellen Schuppi an die Oberfläche zu drillen und in meinen Kescher zu manövrieren. Ich war über glücklich und machte zügig ein paar Fotos. Die Rute wollte ich später wieder legen, da der Wind immer stärker wurde…
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