Alexander Kobler

Zwölf Monate Karpfenangeln: Dezember und Januar, der Winter ist da.

Zwölf Monate Karpfenangeln: Dezember und Januar, der Winter ist da.

Das Karpfenangeln verändert sich von Dezember bis in den Januar deutlich. Der Vergleich zwischen diesen beiden Monaten hilft aber, die Veränderung zu verstehen, die in dieser Zeit unter Wasser abläuft. Den Dezember kann man noch als Herbstangeln verstehen, wo man die Karpfen oft noch an den Plätzen findet, in denen sie im späten Herbst gefangen wurden. Der Angler mit einem Langzeitfutterplatz hat dann noch die besten Karten und kann jetzt Karpfen fangen, die sich noch Winterspeck anfressen. Dabei machen noch Karpfen aller Größen mit und man kann sich über ihre gute Kondition und Gewicht freuen. Nicht auf Futterplätze konditionierte Karpfen verändern jedoch bereits im Dezember ihr Verhalten und schwimmen bereits im flacheren Wasser, da die tiefen Plätze und Zuckmückenlarvenfelder des Herbsts bereits komplett abgegrast sind. Jetzt werden abgestorbene Krautfelder und flache Uferbereiche mit natürlicher Nahrung wie Muscheln, Krebse und Schnecken wieder interessant.

 

 

Die Futtermenge kann jetzt auf das absolute Minimum heruntergeschraubt werden, da man im Winter versuchen sollte, Karpfen zu fangen und nicht zu füttern. Ihr Stoffwechsel ist mit den einstelligen Temperaturen einfach schon zu stark heruntergefahren und bei einem ausgewogenen Verhältnis von Karpfenbestand und Nahrungsmenge brauchen sie jetzt bis zum Frühjahr so gut wie keine Nahrung mehr. Präsentiert man ihnen aber eine Handvoll Futter am richtigen Platz, dann bedienen sie sich ein paar Mal, bevor sie wieder so satt sind, dass sie zu viel eingebrachtes Futter einfach liegen lassen oder sogar einfach wegschwimmen an einen Platz, wo sie durch keinen Angler belästigt werden.

 

 

Der Angelplatz und auch der oft sehr kleine Spot für die Montage, an dem man einen Karpfen fangen kann, sind also viel wichtiger als das Futter. Man kann nicht zu wenig füttern, ganz schnell aber eine Hand zu viel. Klar ist die Qualität des Futters weiterhin wichtig. Mit tollem Futter fängt man in Bereichen wo kein Karpfen ist aber leider auch nichts. Die Karpfen schwimmen bei den kalten Wassertemperaturen viel weniger und man muss die Karpfen jetzt wieder aktiv suchen. Und dabei darf man ruhig seine Fantasie spielen lassen, denn ab Mitte Dezember und den ganzen Winter durch gibt es keine Tiefe, keine noch so kleine Bucht, in der man nicht einen Karpfen fangen kann. Genau das macht das Winterangeln so magisch. Die Karpfen sind oft so nah, doch sehen tut man sie selten. Sie kommen wie aus dem Nichts. In keiner Jahreszeit ist es so wichtig, einfach auszuprobieren, zu wissen, dass man nichts weiß und der Intuition Raum zu geben, um sich in das jeweilige Gewässer, die Bedingungen und ganz einfach den jeweiligen Tag mit seinen Umständen hineinzufühlen und Verrücktes auszuprobieren. Man legt seine Ruten am besten so unterschiedlich wie möglich, bis man Anhaltspunkte findet, wo die Karpfen gerade am liebsten fressen und auch fangbar sind. Denn wie gesagt, sie schwimmen viel zu wenig, als dass es etwas bringt, irgendwo Futter reinzuwerfen und zu warten bis sie vorbeikommen. Doch Vorsicht, gebe jeder Stelle und jedem Spot, an dem du deine Rute gelegt hast, etwas mehr Zeit als bei wärmeren Wassertemperaturen, wenn man oft schon nach ein paar Stunden weiß, ob eine Rute gut liegt. Im Winter kann es auch mal einen halben Tag oder Tag dauern, bis man einen Biss bekommt, obwohl die Rute goldrichtig liegt. Bei der Suche nach Karpfen helfen einem Polbrillen, Aquascope oder Kamera. Die wirklich besten Anhaltspunkte sind dabei frische Fraßlöcher im Schlamm.

 

 

Die Fotos dieser Kolumne sind von einem aktuellen Wintertrip nach Südfrankreich, wo ich an neun Angeltagen gerade einmal einen Karpfen gefangen habe. Leider habe ich auch zwei verloren, was nicht nur sehr ärgerlich, sondern auch dem Umstand geschuldet war, dass ich hauptsächlich in der Nähe von Hindernissen Bisse bekommen hatte und das Winterangeln bei mir feiner ausfällt. Mit dünnerer Schnur, kleineren Haken und Bleien und eventuell noch einem Backlead zwei Meter hinter dem Köder, um den sich langsam bewegenden Karpfen so wenig wie möglich Chance zu geben, die „Falle“ zu erkennen. Denn alles am Karpfenangeln ist im Winter schwieriger und man sollte so gut es geht versuchen, die Wartezeit auf eine Aktion zu verkürzen, um schneller herauszufinden, wie man trotz den widrigen Bedingungen zum Erfolg kommt. Der einzige Vorteil dabei ist, dass man sich die wenigen Karpfen, die noch genug fressen, um sie auch fangen zu können, wenigstens nicht mit anderen Anglern teilen muss. Nur die Harten kommen in den Garten.

 

 

Petri Heil für euer Winterangeln,

Euer Alex Kobler

 

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