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Hit the road Jake: Drei Jahre im Revue

Hit the road Jake: Drei Jahre im Revue

Langsam setzt der Regen wieder ein. Lautstark prasseln die Tropfen auf den Wald, den kleinen Fluss und mein Zelt. Es ist der erste Vorbote des Herbstes, und genau diesen Moment verbringe ich am liebsten am Wasser. Der Moment ist günstig, vor gerade einer Woche zog ich in eine neue Stadt. Neue Herausforderungen, neue Menschen und neue Gewässer. Letzteres war für mich schon immer ein großer Motivator um Angeln zu gehen.

 

 

Wie ich so dasitze und meine Gedanken schweifen lasse, kommt mir plötzlich die Frage wie lange es eigentlich schon her ist, dass ich zu Feder griff und die letzten Geschehnisse herunter schrieb. Waren es eineinhalb, zwei Jahre? Nein, mit Schrecken stelle ich fest, dass bereits knapp drei Jahre vergangen sind, seit meinem letzten Blog auf Hammertackle. Donnerwetter! Im wahrsten Sinne des Wortes, denn in der Ferne gesellt sich nun zum Regenprassen das Grummeln eines Gewitters.

Der Gedanke erschreckt mich ein wenig, wie schnell die Zeit vergeht.

Doch ich vermute ich bin es euch an diesem Punkt schuldig, zumindest in kurzer Form zu resümieren, was alles passierte und warum es doch sehr ruhig um mich war.

 

 

2022 im Frühjahr traf ich eine folgenschwere Entscheidung. Die Jahre davor kämpfte ich mich durch Lehrveranstaltungen an der Uni, nie mit dem Gefühl hier eigentlich richtig zu sein. Auswendig lernen und wiedergeben, das fühlte sich nicht nach meinem Weg an. Im Gegensatz dazu festigte sich die Fotografie und das Filmen zu einer immer konkreteren beruflichen Laufbahn. Und der Tag kam, an dem ich der Uni den Rücken kehrte und beschloss, mich mit all meiner Energie meinen Passionen zu widmen.

Meine Vision war es, originelle Ideen rund um das Angeln zu realisieren und zu verfilmen. Ich wollte Neues schaffen. Filme, welche mit den schon vorhandenen Mustern der Welt des Karpfenangeln und des Angelns im Allgemeinen brechen.

Im gleichen Jahr unternahm ich drei große Filmprojekte in London, Slowenien und Amsterdam, von welchen ich kurz hier berichten möchte.

 

 

Das erste Unterfangen war eine zehn-tägige Fahrradtour quer durch London, mit meinem engen Freund und Kumpanen Moritz. Schon an dieser Stelle: Danke Ritz, für alles was du mit mir schon durchgestanden hast! Der Plan war simpel und verrückt. Per Flieger ging es von Berlin nach London, im Sportgepäck zwei Fahrräder, Isomatten, zwei kurze Ruten und ein paar Boilies. Zudem ein schwerer Rucksack mit Kameras, um alles zu dokumentieren.

 

 

Die folgenden zwei Wochen fuhren wir täglich durch die halbe Stadt, auf der Suche nach Karpfen in den verwinkelten Kanälen, Parkseen und Flüsschen. Geschlafen wurde unter einem Tarp. Manchmal im Park, manchmal auf verlassenen Booten.

 

 

Eigentlich hätte ich durch meine vergangenen Trips nach England wissen müssen, dass der Mai dort deutlich kälter ist als hier. Am Anfang kühlte es nachts auf einstellige Temperaturen herunter, die letzten fünf Tage regnete es in Strömen. Rückblickend war dieser Trip mit das bescheuertste und gleichzeitig abenteuerlichste was Moritz und ich jeh erlebten.

Doch immerhin fingen wir ein paar Karpfen, lernten lustige Menschen kennen und entdeckten die Stadt auf eine sehr unübliche Art und Weise.

Bis heute schlummern Stunden an Videomaterial von dieser Zeit auf einer Festplatte.

 

 

Nur zwei Wochen später reiste ich mit meinem Freund Guido nach Slowenien. Hier war es das Ziel einen Film über das Soça Tal und das Fliegenfischen zu drehen. Für mich ist dieser Ort Heimat. Und das Fliegenfischen für Guido einer der Sachen, die er wohl am besten kann. Die Zeit war schlichtweg grandios, gefüllt mit wunderbaren Erlebnissen und toller Angelei. Alles verfilmte ich und schnitt damit unseren Film „Welcome Home“ welchen ich im Herbst 2023 veröffentlichte.

 

 

Doch auch nach diesem Trip ging es fast sofort weiter, erst nach Spanien und darauf hin für das eigentliche Mammutprojekt des Jahres, nach Amsterdam. Felix Pinedo hatte mich gefragt, ob ich denn nicht einen Film zu seiner Freestyle-Fishing Kinotour beisteuern wolle.

 

Im September 2022 starten Moritz und ich darauf hin nach Amsterdam. Mit zwei Booten erkundeten wir 20 Tage lang die Kanäle der Stadt und angelten auf Karpfen. Und das bei wirklich allen erdenklichen Wetterlagen.  Zudem immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass dieser Film im Kino laufen würde. So wurde es in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung welche wir jedoch meisterten.

 

 

Bis ins Frühjahr 2023 war ich danach mit dem Schnitt des Filmes beschäftigt.

Keeping It Mooving“ tauften Moritz unseren Film, welcher mittlerweile bei Hammertackle auf YouTube zu sehen ist.

 

 

 

Nahtlos ging alles in die Kinotour über, für welche wir 6 Wochen lang quer durch Österreich und Deutschland fuhren. Es war der Höhepunkt, auf welchen allerdings eine Reihe herber Lektionen folgen sollte. Doch davon nächstes Mal mehr. Kehren wir zurück in den Regennassen Wald, an einen kleinen Fluss, an welchem gerade ein Angler im Zelt liegt und schläft.

 

 

Irgendwann in der Nacht wache ich auf. Der Regen hat aufgehört, nur einzeln hört man die Tropfen aus den Bäumen fallen. Es war mir schwergefallen einzuschlafen, mit dem Kopf voller Gedanken und den tosenden Wassermassen auf dem Zeltdach. Irgendwann falle ich wieder in unruhigen Schlaf und erwache erneut im ersten Licht. Ich lausche den Vögeln, genieße die Ruhe und Schlummer gerade weg, als mich der plötzlich aufschreiende Bissanzeiger auffahren lässt. Wie von der Tarantel gestochen springe ich aus dem Schlafsack und erwische gerade noch so meine Rute, welche bereits mit der Rolle am Bissanzeiger klebt. Wie ein Schnellzug auf Steroiden zieht mein Kontrahent den Fluss hinab. Gut 100 Meter ohne Pause, bevor alles zu Stillstand kommt. Der Fisch sitzt bombenfest, ich kann nichts machen.

 

Etwas benommen packe ich an diesem Morgen mein kleines Camp zusammen und begebe mich auf den Heimweg. Doch der verlorene Karpfen hat meine Neugierde geweckt. Was lebt wohl alles in diesem kleinen Flüsschen? Welche Schätze gibt es dieses Mal zu entdecken? Es ist das mir Unbekannte, die lebendige Fantasie, welche mich immer wieder zum Angeln zieht.

Euer Jakob Mehltretter

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