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Hit the road Jake: Neue Stadt, neues Glück

Hit the road Jake: Neue Stadt, neues Glück | Hammer Tackle

Wind, Wellen, einen leicht Salzigen Geschmack auf der Zunge. Bei jedem Schritt sinke ich leicht in den feinen Sand. Kühl umspült das brackige Wasser meine bloßen Füße. Sehen kann ich den Boden nicht, obwohl es hier nur einige Zentimeter tief ist. Die Wellen haben die ganze Lagune eingetrübt. „Seeigel“ raunt es ab und an durch meinen Kopf. Doch die samdige Weichheit des Bodens ist behaglich wie eine Wollteppich und nimmt jedem Schritt den Argwohn. Über mir kreisen einige Möwen, die Abendsonne fällt mir in den Rücken und alles was ich gerade zum Leben brauche, passt in die Falte, die ich hinter mir herziehe…

Ein gellender Pfiff lässt mich abrupt herumwirbeln, gerade noch rechtzeitig, sonst hätte mich die Straßenbahn wohl gnadenlos eingestampft. Die „1 Frohe Zukunft“, na dass ich nicht lache. Die Bahn hat wohl die Witzebox als Zielbahnhof. Der Straßenbahnfahrer anscheinend eher nicht, denn unmissverständlich gibt er mir zu verstehen, dass ich sie nicht wohl mehr alle hätte. Mit leichtem Herzklopfen und irgendwas von wegen „Bahnbrechende Scheisskomiker“ brabbelnd laufe ich, verärgert über das abrupte Ende meines schönen Tagtraums, die letzten Minuten zu meiner WG.

Es ist viel passiert, seit diesen friedvollen Schritten durch die Lagune, und noch mehr seit dem ich das letzte mal diesen Blog gefüttert habe. Zuletzt schrieb ich über Holland, den Lockdown, und dann gab es noch die unvergessliche Session mit Alex am Bled. In Bled trafen wir uns, da ich zu dieser Zeit, genauer gesagt August und September, in Slowenien mein Unwesen trieb. Slowenien ist meine Heimat, und das kleine Häuschen in den Bergen mein kleines Paradies. Acht Wochen lang bestand mein Leben von morgens bis abends aus Abenteuer.

Zurück in Deutschland ging alles sehr schnell. Keine drei Wochen später, Mitte Oktober, war nicht mehr Karlsruhe mein Zuhause, jetzt wohne ich knapp 600 Kilometer weiter östlich. Berlin, Leipzig, Dresden, alles in greifbarer Nähe… Doch so aufregend auch alles sein mag, nach mehr als einem halben Jahr fast ununterbrochenem Reisen war der Szenenwechsel gewissermaßen auch ein Tritt in die Fresse. Weicher Waldboden ersetzt durch Backsteinpflaster, Berge am Horizont durch Hausfassaden, morgendliches Vogelgezwitscher weicht Presslufthämmern, duftende Blumen – naja, die gibts gerade eh nicht…

Doch bekanntlich stumpf man ja schnell ab und mittlerweile finde ich mich ganz gut zurecht. Nicht zuletzt dadurch, dass meine Umgebung vor Wasser nur so strotzt. Baggerseen, Kanäle und auch ein Fluss. Es liegt natürlich auf der Hand wo ich anfing.

Um möglichst schnell ein Gefühl für mein neues Hausgewässer zu bekommen, begann ich die mir offensichtlich erscheinenden Stellen zu beangeln. Eigentlich ging ich wie auch auf meinen Reisen vor und suchte zunächst über Google Maps nach erfolgversprechende Stellen. Bei Flüssen halte ich dabei vor allem nach Kurven, Hafenbecken oder Staustufen Ausschau.

Den Anfang machte ich an einer Innenkurve, nur wenige Fahrminuten von meiner WG entfernt. Vier Abende hintereinander fuhr ich mit dem Rad ans Wasser und fütterte mit etwa zwei Kilo Boilies vor. Durch BadgersBest lernte ich den Vorteil von hochwertigem Futter sehr zu schätzen. Es dauerte seine Zeit, wieder Baits zu finden welche diesem Niveau entsprechen, doch mit bestem Futter in der Hinterhand ging ich diesen Herbst sehr optimistisch an.

Trotz bester Vorbereitung sollte ich nach der ersten Nacht ohne Karpfen einpacken. Dafür raubten mir zehn monströse Brassen den Schlaf. Naja !

Da ich diesen Herbst so viele Stellen wie möglich beangeln wollte, zog ich weiter und bereitete als nächstes eine Stelle etwas weiter flussab vor. Hier sollte ich Erfolg haben und fing direkt einen kampfstarken Spiegler. Auffällig war, dass der Biss schon am frühen Nachmittag kam. Nicht, wie typischerweise in den frühen Morgenstunden. Deshalb beschloss ich künftig schon ab Mittags bis zum nächsten Vormittag zu angeln.

Auch wenn es gebissen hatte, zog ich erneut weiter und fütterte einen Bereich von dem ich mir viel erhoffte. Nach einer engen Kurve öffnet sich hier der Fluss, wird breit und fließt relativ langsam. 10 Tage lang verteilte ich hier Boilies und auch einige Tigernüsse. Tatsächlich rollten bereits nach drei mal füttern Fische auf dem Platz. Ich konnte es kaum abwarten hier zu angeln. Trotzdem geduldete ich mich und schnappte mir jeden Abend mein Rad und ging füttern.

Eine milde Brise fährt mir durch die Dreads, Geruch von “Herbal-Tea” steigt mir in die Nase und wachsam schweift mein Blick über die sich kräuselnde Wasseroberfläche. Es ist früher Mittag. Nach einer Runde Joggen und entspanntem Frühstück fuhr ich voller Vorfreude ans Wasser. Immer wieder brechen Döbel durch die Oberfläche. Sollten sie sich etwa auf dem Futter breit gemacht und nichts für die Karpfen übrig gelassen haben? Geduldig binde ich mir zwei neue Vorfächer. 4er Choddy, Mono mit weichem Haar, gut 30cm lang. Ganz dem Gypsiestyle getreu, da kann nichts schiefgehen…

Mit einem leichten Schwung befördere ich beide Ruten in die Strömung. Die erste an die Uferkante und etwas Flussab, die zweite gut zehn Meter weiter draußen und etwas oberhalb der ersten Rute. So kommen sich die Schnüre nicht in die Quere, bzw. die stromauf ziehenden Karpfen.

Leichte Nervosität überkommt mich, ab jetzt kann es jederzeit beißen. Nicht zufällig sitze ich heute hier, um 15 Uhr ist Vollmond. Die kommenden Stunden sind heiß, sehr heiß. Ich trinke Tee, sitze auf einem Baumstamm und starre auf die Ruten…

Minuten vergehen, dann reißt es die erste Rute herum. Mit einem Affenzahn schießt mein Kontrahent Flussab und lässt sich nur schwer stoppen. In weiser Voraussicht bespulte ich meine Rollen mit robuster geflochtener Schnur und einer 60er Schlagschnur…

Immer wieder versucht der Fisch in die Hauptströmung zu flüchten, doch mit brachialem Druck pumpe ich den Karpfen ans Ufer und in den Kescher. Keine Chance Amigo.

Schnell schnicke ich die Rute erneut raus und füttern ordentlich nach. Jetzt gilt es keine Zeit zu verlieren. Auf der Matte kann ich einen wunderschönen Schuppi bestaunen, der durchaus die Proportionen für einen künftigen Büffel aufweist und ganz klar auf Krebse aus ist.

Schnell knipse ich ein paar Bilder mit dem Selbstauslöser und setze ich mich wieder auf den Baumstamm.

Einen Kaffee später das gleiche, eine Rute wird herumgerissen und pfeift Vollgas los. Der zweite Biss nach nur einer Stunde Angeln. Checkpott, heute wird abgeräumt !

Dieser Fisch fühlt sich schwerer an, kämpft nicht so explosiv und stellt sich mit ganzer Breitseite in die Strömung. Minuten vergehen, und mit jedem Kopfstoß werden meine Knie weicher. Kein Zweifel, der hier ist nicht klein.

Kurz vor dem Kescher erkenne ich die helle Flanke eines Spieglers. Doch bevor ich ihn über den Kescher zerren kann, flüchtet er erneut die Kante runter. Gerade rechtzeitig schaffe ich es noch die Bremse zu lösen. Jetzt habe ich die Schnauze gestrichen voll und pumpe den Karpfen gnadenlos hoch. Genug der Spielchen jetzt, ab in den Kescher mit dir.

-To be continued –

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