Der Traumspot
Eine Woche verbrachten Bianca und ich an einem traumhaften Ort weit weg von jeglicher Zivilisation. Wir standen direkt auf einer großen Landzunge eines mehrere hundert Hektar großen Stausees in der Algarve Portugals. Die Landzunge war umsäumt von toten Bäumen, die durch den niedrigen Wasserstand in hoher Zahl sichtbar wurden. Ein echter Traumspot für jeden Karpfenangler. Direkt nach unserer Ankunft an diesem Platz wollte ich sehen, wie es unter Wasser aussieht. Also machte ich mein Boot mit Echolot startklar und ruderte bei herrlichem Sonnenschein Oberkörperfrei auf den See. Wir hatten Mitte November und das Wasser war immer noch 19 Grad warm. Von einer “Wintertaktik”- wie normalerweise für diese Jahreszeit typisch, konnte ich also getrost absehen. Meine Ruten legte ich also tendenziell flacher auf Tiefen zwischen 1 und max. 8 Meter Wassertiefe. Schon bei der Stellensuche schienen mir die flacheren Uferbereiche jedoch die bessere Wahl zu sein. Immer wieder sah ich Schatten von kleineren Fischen unter meinem Boot weghuschen, die ich durch meine langsamen Ruderschläge aufschreckte.
Die bittere Erkenntnis
Das Ablegen gestaltete sich durch die vielen Bäume schwieriger als ich erwartete. Das gesamte befischbare Areal stand voll mit Bäumen – ein Unterwasserwald mit teilweise 10 Meter hohen Bäumen bis in Tiefen von über 20 Meter. Bisse zu bekommen war hier die eine Sache, die Fische sicher zu landen aber noch eine ganz andere.
Nach langem Hin- und Herrudern hatte ich meine drei Ruten am ersten Abend platziert, änderte diese in den kommenden Tagen jedoch immer wieder. Direkt in der ersten Nacht verlor ich einen Fisch auf einer mit Subfloat bestückten Rute in einem Baum. Tagsüber produzierte eine Rute direkt am Ufer noch vor einer Baumreihe immer wieder Bisse, von denen ich auch alle Fische landen konnte. Aufgrund der Hindernisse angelte ich dort lediglich tagsüber, da ich nur so gewährleisten konnte die Fische auch zu landen. Nach meiner Erfahrung an den beiden vorher befischten Seen wunderte es mich nicht wirklich, dass die Fische entweder Barben oder extrem kleine Schuppenkarpfen waren. Zwar hatte ich die Hoffnung, an diesem See aufgrund seiner Größe und geografischen Lage auf etwas größere Fische zu stoßen, aber leider gelang es mir auch dort nicht. Der Bestand an kleinen Karpfen und Barben schien einfach zu hoch zu sein, sodass es dort wahrscheinlich ein Jahresprojekt werden würde, einen besseren Karpfen zu fangen. Nach wiederholter Recherche kam ich zu der bitteren Erkenntnis, dass sich das Karpfenangeln in Portugal deutlich schwieriger gestaltet als gedacht. Dafür soll es in manchen Regionen und Gewässern sehr große Barben geben. Vielleicht spezialisiere ich mich in meiner Zeit hier in Portugal also einfach besser um.
Trotz ausbleibender Großkarpfen hatten wir auf unserer Landzunge eine unheimlich entspannte Zeit. In einer Woche sahen wir, außer einem Auto, keine Menschenseele. Im Inland Portugals, abseits befestigter Straßen und Küstenstädte, findet man eine unglaubliche Ruhe, wie wir aktuell immer wieder feststellen.
Zwischen Inland und Ozean
Nach einer Woche „Social- Distancing“ war es mal wieder Zeit, einkaufen zu gehen und Meeresluft zu schnuppern. Wir waren nun im Süden angelangt und konnten uns die nächste Zeit immer wieder selbst davon überzeugen, dass die Portugiesen von Campern und Wohnmobilisten die Nase voll haben. Gerade an den Küstenabschnitten, die auch für Surfer interessant sind, wurden rigoros die Stellplätze dicht gemacht. Im Gegensatz zur zuvor besuchten Westküste war es in der südlichen Region deutlich schwieriger, einen sicheren Platz am Meer zu finden. Man hörte immer öfter von Polizeikontrollen, hohen Geldstrafen und Vandalismus seitens der Einheimischen. Ein Gefühl des Unwillkommen-Seins und von Unsicherheit überkam uns nicht selten, bei der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz.
Ein Grund, weshalb wir immer wieder ins weniger belebte Inland der Algarve fahren. Dort scheint die Lage noch deutlich entspannter zu sein. Wir pendeln nun also zwischen dem landschaftlich sehr schönen Inland und den Küstenorten um Lagos und Faro. Mit dem aktuellen Wissen, dass die portugiesische Regierung nun ein offizielles Gesetz gegen das Parken für Camper auf den meisten Parkplätzen veröffentlicht hat, wird es uns in der nächsten Zeit noch tiefer ins Inland ziehen. Mit dem kleinen Hoffnungsschimmer, vielleicht doch noch auf ein Gewässer zu stoßen, an dem die Durchschnittsgröße der Fische etwas höher ist.
Es bleibt also spannend…
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