Jeden Morgen und jeden Abend, steigt Nebel herauf vom Feld,
Kühl ist es, gar kalt mag man sagen, es fröstelt mich unten am Fluss,
Sie kann es schaffen, die Geister verjagen, schickt Sonnenstrahlen mir zum Gruß,
Der Wald und die Welt, im Wandel der Farben, einst Grün jetzt Rot und Gelb.
Nebelige Morgen, Raureif auf den Wiesen, einsame Sonnenstrahlen durchbrechen den milchigen Dunst. Langsam wabern die Nebelschwaden über das graue Wasser, kriechen unter die Kleidung und scheinen die Uhren nur halb so schnell ticken zu lassen. Es ist Oktober und alles steht im Sinne der sich wandelnden Jahreszeit. Fährt man morgens mit dem Fahrrad in die Uni dankt man Handschuhen und einer warme Jacke gegen diese nasse Kälte. Hat es geregnet sind die Fenster der vorbeifahrenden Straßenbahnen beschlagen, das Bild der Menschen so verschwommen, so vergänglich wie Nebelschwaden auf dem grauen Fluss. Senkt sich erneut die Dunkelheit über die Stadt, trete ich in die Pedale und mache mich auf den Weg an die Ufer des Flusses. Bald ist Vollmond, die Nacht der Jagt, und ich fiebere ihr entgegen. In einem tiefen Kehrwasser will ich die Karpfen überlisten und begann so direkt nach meiner Rückkehr aus Slowenien alle zwei Tage zu füttern. Nicht viel, vielleicht ein gutes Kilo, denn ich hoffte einen der einsamen und alten Bewohner des Flusses anzusprechen. Die Tage verflossen und an einem Dienstag, in einsetzenden Dunkelheit, finde ich mich erneut an meiner Angelstelle wieder.
Dieses Mal bleibe ich die Nacht und lege mich auf die Lauer. Neben all den harmlosen Boilies warten auch zwei verhängnisvolle Köder, versehen mit nadelscharfen Haken, auf dem Grund des grauen Flusses. Der Nebel steigt erneut auf, verhüllt die Kulisse mit seinem grauen Gewand und gibt sie erst wieder mit den ersten Sonnenstrahlen am Morgen frei.
Meine Bissanzeiger schwiegen bis zu diesem Zeitpunkt, doch plötzlich alarmieren mich einzelne Piper, welche sich in einen langsamen Dauerton verwandeln. Schnell nehme ich die Rute auf doch muss stutzen. Anstatt Flussab zu führen deutet meine Schnur in entgegengesetzte Richtung, der Strömung entgegen. Ich verwende fast nie Bobbins an dieser Stelle, schließlich zogen bis jetzt ausnahmslos alle Karpfen flussab. Doch mein jetziger Kontrahent ist eine Ausnahme. Jene 20 Meter welche ich mit der Strömung geworfen hatte, war er bereits gegen die Strömung hochgeschossen und ich musste den Biss vermutlich extrem verzögert gemerkt haben. Als ich Kontakt aufnehme krümmte er die Rute zu einem Halbkreis und zieht unbarmherzig Schnur ab. Als er die Brücke Flussauf erreichte spürte ich noch kurz die Schnur an einem Hindernis reiben, dann sitzt alles Bombenfest. Ich fluche laut, verwünsche mich selber keine Robbins benutzt zu haben und versuchte alles Mögliche um die Schnur frei zu bekommen. Doch es hilft nichts, aus diesem Kampf gehe ich als Verlieren hervor. War er es? Der alte, große Unbekannte auf den ich so hoffte?
Ein Trostpflaster war der nur Minuten später folgende Vollrun, verursacht von einem kugelrunden Schuppi. Auch er kämpfte stark und bereitete mir an diesem Morgen große Freude. Ich schüttelte den Frust ab und genoss die grandiose Morgenstimmung. Der Nebel lichtete sich, die Sonne stieg am Himmel empor und ich sog die Stimmung in mich auf.
Abends stieg der Nebel erneut auf und schloss den Vorgang bis zum folgenden Morgen. Schon viele Tage schon wiederholt sich das Spiel, und die Stelle pflege ich immer noch. Vor allem die Morgenstunden vor der Uni nutze ich für kurze Ansitze. Noch im Dunkeln fahre ich die kurze Strecke ans Wasser, trinke einen Tee und erlebe das Erwachen der Natur und der Stadt. Oft reicht auch eine Stunde völligst aus, um einen Biss zu bekommen.
Bis jetzt waren es alles tolle Karpfen: Runde Schuppis und gnarzige Spiegler. Natürlich alles keine Riesen, doch das ist auch nicht der Fischbestand dieses Flusses. Ein Karpfen mit 15 Kilo ist schon einer der Großen. Auch wenn ich natürlich sehr gerne große Karpfen fange, ist es erleichternd, dass ich hier meine ganz persönliche Auffassung von Erfolg leben kann. Nicht Größe und Konkurrenzkampf ist ausschlaggebend, sondern meine persönliche Freude am Fang des Fisches. Diese mentale Leichtigkeit paart sich wunderbar mit der Magie des Herbstes.
Atmosphärisch
Ehrlich
Eine Zeit zum Innehalten…
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