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Vantastic Lukas: Weihnachtssession am Megasee

Vantastic Lukas: Weihnachtssession am Megasee | Hammer Tackle

Unwillkommen

Mitte Dezember verbrachten Bianca und ich unsere Zeit an der Küste der Algarve. Wir suchten Plätze, die uns „sicher“ erschienen und an denen wir nicht mit Polizeikontakt rechnen mussten. So ganz safe war das natürlich nie, denn keiner unserer Plätze war ein ausgewiesener Wohnmobilstellplatz. Seit Anfang Dezember gilt in Portugal ein neues Gesetz, was das Nächtigen auf allen, nicht speziell für Wohnmobile ausgewiesenen, Plätzen untersagt. Das Gefühl, etwas Illegales zu tun, war also häufig präsent. Nachdem wir das erste Mal in Portugal ein paar Tage mit vielen anderen Campern auf einem Platz direkt am Meer verbrachten, war es mal wieder Zeit für etwas mehr Ruhe und Einsamkeit.

Schlechter Start am Megastausee

Genau der richtige Moment also, mal wieder ins Inland zu fahren. Das Ziel stand für mich schon seit längerem fest, es war nur noch nicht klar, wann wir es dorthin schafften. Es sollte schneller gehen als geplant. Meine Angellizenz war verlängert und die Angelgewässer auf dem Weg zum eigentlichen Ziel waren weniger interessant als vorher vermutet.

Die Weihnachtstage sollten wir also angelnd am größten Stausee Europas verbringen. Mit einer Größe von 25.000 ha und einer kaum überschaubaren Menge von Nebenarmen, war dieser See eine absolute Herausforderung und eine völlig neue Dimension für mich. Natürlich hatte ich schon in vielen großen Gewässern geangelt aber dieser See stellte alles Bisherige in den Schatten. Schon die Suche nach einer geeigneten Stelle war eine ganz andere Nummer. Als wir am 20.12.2020, ein von Dauerregen gezeichneter Tag, am See ankamen, fuhr ich mich auf einem der Zufahrtswege zuallererst einmal fest. Leider fanden wir an diesem Tag keine geeignete Stelle mehr, sodass wir am Abend nur noch eine gut erreichbare Slipstelle zum Übernachten aufsuchten. Am nächsten Vormittag machte ich mich dann, mit Google Maps bewappnet, auf Stellensuche. Bianca wollte ich damit verschonen, schließlich wusste ich, wieviel Zeit und Nerven dabei verloren gehen könnten.

Einige Holperpisten und Matschwege später hatte ich am Nachmittag einen geeigneten Platz gefunden. Eine kleine Landzunge in irgendeinem der vielen Nebenarme des Sees. Ich hatte keine genaue Vorgehensweise. Wichtig war nur, dass wir die Stelle mit den Vans erreichen konnten und dort fernab vom Schuss waren. Natürlich verließ ich mich auch auf meinen Angelinstinkt, ob die Stelle potentiell geeignet zum Karpfenangeln sein könnte

Diese verdammten Plagegeister!

Ich lotste Bianca zur besagten Stelle und machte mich derweil schon mal mit der Falte auf Spotsuche. Die Struktur entsprach einem typischen Stausee, es gab steile Kanten, Inseln, harten und weichen Boden und ein wenig Kraut. Ich legte meine Ruten auf verschiedene Tiefen und fütterte vorrangig mit Partikeln. Dank eines portugiesischen Kontaktes wusste ich, dass es in diesem See nur so von „Black Catfishes“ wimmeln musste, einer kleinen Wels-Art, die ich bisher noch nicht kannte. Tatsächlich, noch am frühen Abend meldeten sich zwei meiner Ruten und ich fing meine ersten Fische dieser Gattung. Für den ersten Moment freute ich mich über die schnellen Aktionen und die mir bis dato unbekannte Fischart. Als die folgenden fünf Tage (oder besser Nächte) so weitergingen, war meine anfängliche Euphorie jedoch verflogen. Ganz zu schweigen von Biancas Laune, denn sie fand die nächtlichen Unterbrechungen alles andere als lustig. Egal, was ich versuchte, die Biester waren einfach überall und sie bissen auf alles. Es war wie eine verdammte Invasion, eine echte Plage! Nach wer weiß wie vielen Welsen später, war ich ratlos was ich noch probieren könnte. Für mich kam nur noch ein Stellenwechsel in Frage.

Stellensuche an Heiligabend

An Heiligabend machte ich mich erneut auf Stellensuche. Die vorher auf Google Maps anvisierten Plätze stellten sich gleich zu Anfang als unbefahrbar heraus, also verzögerte sich meine Locationrunde mal wieder um einige Stunden. Unbefriedigt fuhr ich am Nachmittag zurück an unseren Platz, an dem Bianca schon auf mich wartete. Keine der Stellen, die ich mir angeschaut hatte, entsprach anglerisch meinen Vorstellungen. Ohnehin war es an diesem Tag bereits zu spät für einen Umzug. Ich entschied also, den Heiligen Abend entspannt am „Wels-Spot“ zu verbringen. Mit unserem beleuchteten Eukalyptusbaum versuchten wir zumindest ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen. Ich bin nicht mehr sicher, ob ich es nur dachte oder es auch aussprach, dass so ein Weihnachtskarpfen echt schön wäre.

Die Kehrtwende

Als wäre dieser Wunsch vom Weihnachtsmann erhört worden, wurde ich an diesem Abend mit dem ersten Karpfen an diesem gigantischen See beschenkt. Nicht der größte, aber der Anfang war gemacht und die Freude war groß. In dieser Nacht folgten zwei weitere Karpfen, einer davon war mein portugiesischer PB. Ich verstand die Welt nicht mehr. Auf einmal waren Karpfen am Spot, an dem es vor einigen Stunden noch vor Welsen gewimmelt hat! Es konnte nur der auflandige Wind, der im Laufe des Tages aufgekommen war, dafür verantwortlich gewesen sein. Den geplanten Stellenwechsel legte ich nach den nächtlichen Aktionen natürlich erst einmal auf Eis. Der Wind sollte die nächsten beiden Tage weiter auf unser Ufer wehen und die Temperaturen sollten nachts in niedrige einstellige Bereiche fallen. Die Bedingungen schienen die Welse vertrieben und die Karpfen auf unser Ufer getrieben zu haben. Ich passte meine Taktik dem Wind an und warf alle Ruten in den Uferbereich. Lediglich zum Partikel füttern fuhr ich mit dem Boot in die Wellen. Die folgenden drei Tage konnte ich mit dieser Taktik auf allen Ruten Karpfen fangen. Alles Schuppis, alles keine Riesen, aber ich hatte richtig Spaß. Nur die Tatsache, an diesem See, nach all den Beifängen, doch noch Karpfen an’s Band bekommen zu haben, zählte für mich. Das war für mich Abenteuer und Freiheit!

Wenn’s am schönsten ist sollte man gehen!

Mit dem abflauenden Wind in der dritten Nacht, wurden auch die Bisse weniger. Da unsere Lebensmittel und Wasservorräte allmählich aufgebraucht waren und das Wetter im Inland in den kommenden Tagen unangenehm kalt werden sollte, beschlossen wir, Silvester irgendwo am Meer zu feiern. Wir verabschiedeten uns nach dieser vermutlich vorerst letzten, aber sehr erfolgreichen Session von Portugal und fuhren an die nicht mehr weit entfernte Küste Spaniens.

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