Alexander Kobler

Zwölf Monate Karpfenangeln: Das große Fressen startet im August

Zwölf Monate Karpfenangeln: Das große Fressen startet im August

Der Titel dieser Kolumne muss erstmal geschluckt werden – vor allem wenn man gerade die sommerliche Hitze erlebt. Zudem ist es auch noch eine ziemlich knappe Nummer, mit dem Start des großen Fressens im August. Doch in den meisten Jahren liefert die letzte Woche im August genau das: den ersten Einbruch der zuvor doch ziemlich konstant hohen Temperaturen. Wind, kühlere Nächte und/oder Regen: So sieht die ideale letzte Woche im August aus. Und dann beginnt das große Fressen!


Das noch sehr warme Wasser kühlt dann leicht ab und bekommt endlich wieder eine ordentliche Dosis Sauerstoff. Der Metabolismus der Karpfen ist – bedingt durch die hohen Wassertemperaturen - jetzt saisonal am höchsten und das kann bei den richtigen Wetterverhältnissen nur eins bedeuten: Fressorgien!


Eddy Sterckx hat das in seinem Buch „It’s my life“ krass beschrieben: Wer im Frühjahr füttert, der wird nicht genug Futter für den Herbst haben. Seine Herbstkampagnen – für die er gewöhnlich mit einer Tonne Boilies rechnete (!) – startete genau Mitte August und gerade rechtzeitig um die größten Massen an Futter Ende August gezielt einsetzen zu können. Für Ende August und Anfang September kalkulierte der gute Mann einige hundert Kilo Boilies ein. Ich will seine Vorgehensweise kurz noch erklären: Geangelt hat er erst ab Oktober/November, wo er die Futtermengen bereits drastisch reduzierte und die richtig Dicken des Gewässers auf seinem Langzeit-Futterplatz „standen“ und er sie selektiv fing.

 

Zugegeben, diese Mengen an Boilies sind schon krankhaft und haben das Potential einem Gewässer nachhaltig zu schaden. Das Beispiel Eddy Sterckx verdeutlicht aber, wann genau er den größten Teil seines Futters einsetzte. Und so machen es die Wenigsten! Viele Karpfenangler schütten im Oktober/November richtig ab, wenn der Metabolismus der Karpfen bereits wieder deutlich reduziert ist. Oft ist das kontraproduktiv. Und das gilt nicht nur in Deutschland! Denn Ende August beginnt auch in Nordfrankreich der Wind wieder zu blasen und die flachen Seen werden dann endlich wieder durchmischt. Oft genug war Anfang September dann dort die absolute Prime Time im Jahr. Auch in Südfrankreich wacht der Mistral aus seiner sommerlichen Pause Ende August wieder auf und versorgt das noch sehr warme Wasser mit einer ordentlichen Portion Sauerstoff. Und so ist der September auch in Südfrankreich der Monat, in dem die Karpfen fressen, als gäbe es kein Morgen mehr.


Doch bevor ich jetzt schon vom September zum Träumen anfange, bleiben uns noch knapp vier Wochen bis Ende August und dem Start des großen Fressens – hoffentlich. Eines darf man dabei auch nicht vergessen: Die Karpfen schalten nicht erst Ende August wieder aufs Fressen um, das geht oft schon ein, zwei Wochen vorher los. Bis dahin spart man also besser sein Futter und schmiedet (eventuell während des Sommerurlaubs) den Plan für die Herbst-Kampagne à la Eddy Sterckx? Wie auch immer, die Beine hält man jetzt besser still und tankt Motivation, denn bald ist es soweit! Ich freue mich schon auf das Wetter während ich die nächste Kolumne Ende August schreibe, hoffentlich am Wasser und mit einem Biss während des Tippens.

Habt einen schönen Sommer!

Bis dann, hasta luego,

Euer Alex

 

PS: Die Fotos sind von einem Cassien Trip im August 2004. In diesem Jahr, in dem das Angeln nur am Tag gestattet war, kamen Bastian Reetz, Markus Lamprecht und ich auf weit über 200 Bisse in drei Wochen. Wir angelten getrennt, füttern immer abends und fingen uns vor allem früh morgens die Finger wund. Wenn der Wind richtig blies, lief es aber selbst mitten am Tag. Der Mistral, der in diesem Jahr schon Mitte August anfing, machte die Karpfen unglaublich aktiv.

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